Wer in der Ausstellung "Butterfly and Lemon" nach Schmetterlingen sucht, wird keinen finden.
Mit etwas Fantasie könnte man bei einem der arrangierten Stillleben von Manon fündig werden, die in diesen verschiedene Objekte, darunter auch eine Abbildung eines Flugkörpers, in einem Bild zusammenfasst oder eine Federkomposition schafft, die auf eine spezielle Art Flügel verleiht.
Immer noch auf der Suche nach dem, im Titel genannten, Butterfly findet sich in Roberto Greco's "Rat and Hydrangeas" eine tote Rate über den Rand einer silbernen Vase drapiert. Vermutlich nennt Greco die Serie absichtlich "after still life". Auf jeden Fall bleibe ich eine Weile fasziniert vor dem Bild stehen und versuche mir vorzustellen wie er zu dieser toten Rate gekommen ist und sie entsprechend präpariert hat. Nicht nur seine tote Rate fasziniert mich, sondern auch der auf dem Rücken liegenden, starren Vogel – natürlich tot – zieht mich unmerklich in seinen Bann.
Nach der Lemon muss nicht gesucht werden, diese findet man schnell auf dem Bild aus der Serie "La Curée de Lilith" von Nadin Maria Rüfenacht. Sie arrangiert Zitronen mit Granatäpfeln und anderen Früchten oder Gemüsen und kleinen, alltäglichen Utensilien wie Wäscheklammern zu stimmigen Stillleben. Rüfenacht gestaltet nicht nur üppige Stillleben, sie setzt auch einzelne Zitronen oder Knoblauch auf einem langen Tischen ins Szene. Bilder, die man gerne in stylischen Fresstempeln sehen möchte, um etwas mehr Menschlichkeit und Wärme zu erzeugen.
Maurice Ducret setzt weder Butterflys noch Lemons in Szene, viel mehr stellt er Tulpen kopfüber dar und bringt einen Hauch Frühling in den Raum. Mit seinem Quittenbild weckt er Kindheitserinnerungen an Bäume voller Früchte und den süssen Duft von Quittengelee aus Grossmutters Küche.
Brigitte Lustenberger stellt mit Ihren Bildern von schlampenden, verblühten Löwenzahn und den angegrauten Zitrusfrüchten aus den Serien Flowers und Still untitled die Vergänglichkeit des Seins den scheinbar frisch geschnittenen Tulpen von Ducret gegenüber.
Ganz anders – irgendwie aus dem Rahmen fallend – Gabriella Gerosa mit ihren Peonien (Pfingstrosen), die sie in gerahmten Videoinstallationen darstellt. Das Leuchten der Installation verwirrt und lässt einen über den Duft, die kräftigen Blütenfarben nachdenken und sich die Frage stellen, ob man noch einen Blumenstrauss auf den Tisch stellen darf.
Manon (1946*) ist als Rosmarie Küng in Bern geboren. Heute lebt sie in Zürich und Glarus. Sie besuchte die Kunstgewerbeschule in St. Gallen und später die Schauspielschule in Zürich. Beeinflusst durch die Filmfigur Manon Lescaut von Henri-Georges Clouzot nimmt sie 1966 das Pseudonym Manon an. Die ersten Fotografien entstanden in den 70er Jahren. Sie wurde mit zahlreichen Preisen (unter anderen den Prix Meret Oppenheim, Fontana Gränacher Preis) und Stipendien ausgezeichnet.
Roberto Greco ist in der Schweiz aufgewachsen und lebt heute in Paris. Greco's arbeiten wurden bereits in mehreren Ausstellungen gezeigt. Er wurde mit zahlreichen Preisen (Helena Zanelli Creation, Arte Laguna Prize, One Eyeland Talent Photography und andere) ausgezeichnet.
Nadin Maria Rüfenacht (1980*) ist in Burgdorf geboren und aufgewachsen. Sie lebt und arbeitet in Leipzig und Bern. An der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig hat sie das Studium in Fotografie gemacht. Ihre Arbeiten wurden in vielen Ausstellungen gezeigt. 1999 wurde sie mit dem Fotopreis der Stadt Bern ausgezeichnet.
Maurice Ducret (1953*) ist in der Schweiz geboren und hat die Schule für Gestaltung in Luzern besucht. Seine Arbeiten wurden in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt.
Brigitte Lustenberger (1969*) lebt und arbeitet in Bern und New York. Sie studierte Sozial-, Wahrnehmungs- und Fotogeschichte an der Universität Zürich. In New York besuchte sie Weiterbildungen am International Center of Photography und machte den Master in "Fine Art Photography and Related Media" an der Parsons The New School of Design. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgestellt (Musée de l'Elysée in Lausanne anderen) und ausgezeichnet (Prix de Photoforum PasquArt, Fotopreis Kanton Bern und anderen). Sie ist für den Merck-Preis 2018 nominiert.
Gabriella Gerosa (1964*) lebt in Basel und Berlin. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im Inn- und Ausland gezeigt.
Die Ausstellung "Butterfly and Lemon" ist noch bis 10. Februar 2018 in der Galerie Béatrice Brunner in Bern zu sehen.